„Die größte Gruppe der behinderten Menschen sind die lautorientierten Hörgeschädigten", Rolf Erdmann, Experte für schwerhörige Menschen, wartete mit interessanten Zahlen auf. Er ist selbst seit frühester Kindheit hörgeschädigt und Träger zweier so genannter CI Implatate.

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Erdmann, der Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen e.V. im Deutschen Schwerhörigenbund, gab einen Einblick in die Ursachen von Schwerhörigkeit oder Hörverlust, die körperlichen Gegebenheiten und vor allem die Auswirkungen gerade für spät eintretende Hörschädigungen und -verluste.

"Schwerhörigkeit ist immer noch ein Tabu. Im Schnitt brauchen Menschen bis zu sieben Jahre, ehe ihr Leidensdruck zu groß wird. Erst dann holen sie sich Hilfen", sagte Erdmann. Er erläuterte auch die Hürden auf dem Weg zur Verbesserung der Situation Schwerbeschädigter: "Ärzte, Pfleger, die medizinischen Dienste und die Krankenkassen haben für unsere Situation wenig Verständnis. Viele betroffene Menschen bräuchten psychotherapeutische Hilfen", so Erdmann, aber auch diese seien rar gesät.
Daher biete der BSD ein umfangreiches Beratungsangebot an, das viel genutzt werde. Ein Appell des BSD an die Politik blieb nicht ungehört: Bürgermeisterkandidatin Ramona Schumann - die SPD-Politikerin war vom Vorstand der AG 60+ eingeladen worden - wurde vom Vorsitzenden der AG Karl-Heinz Bischoff-Tschirner gebeten die Abschlußworte zu sprechen: "Ich wußte zwar schon etwas über Hörgeschädigte und die Hürden, die sie nehmen müssen, was etwa die Ausstattung öffentlicher Gebäude angeht. Mir war allerdings nicht klar, wie schwierig für Sie als Verband die Lobbyarbeit ist."

Schumann wolle innerhalb ihres politischen Netzwerkes auf die Arbeit des BSD hinweisen. Sie bedankte sich stellvertretend für den Vorstand der AG 60+ bei den rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern und die zum Teil engagierte Diskussion.